WWE 2K17:Test der Last Gen-Version

Nun schon zum vierten Mal erscheint ein WWE-Spiel unter dem Banner von 2K. Wieder werden neben den Current Gen-Systemen auch die Last Gen-Konsolen bedient. Lohnt sich ein Kauf auf diesen Plattformen oder sollte man lieber die Finger davon lassen?

Umfang 

Ein Blick auf das Menü offenbart gleich ein erstes Problem des Spiels: Der Umfang fällt sehr gering aus. Der Showcase-Mode ist sowohl aus der Current Gen- als auch der Last Gen-Version geflogen. Auf der Last Gen gibt es jedoch keinen Ersatz dafür und auch MyCareer ist nicht vorhanden. Somit hat man nur die Möglichkeit im Exhibition-Modus Matches zu spielen oder aber den Wrestling-Gott im Universe Mode zu mimen.
Am Exhibition-Mode hat sich nichts geändert und das heißt, dass hier Matcharten, die die Current Gen-Fassung nicht hat, enthalten sind. Darunter I Quit- und Special Referee-Matches.

Das Roster fällt sehr umfangreich aus. Es gibt viele aktuelle Superstars und auch Legenden. Manche Gimmicks wie die Los Matadores, die auch gut als Shining Stars im Spiel hätten sein können, fallen aber negativ auf und trüben das positive Gesamtbild etwas.

Die Legenden müssen erstmal freigespielt werden. Während man sich die Superstars auf PS4 und Xbox One mit der virtuellen Währung VC freispielen kann, setzt man auf der Last Gen auf Ziele, wie z.B. das Spielen einer bestimmten Anzahl an Matches. Das motiviert zwar einerseits das Spiel länger zu spielen, jedoch sind die Ziele teils utopisch und frustrierend. Für manche Superstars muss man über 100 Matches spielen, was die Motivation durchaus drücken kann.

Der Universe Mode hat sich auch nicht verändert. Dieser ist auf dem Stand von WWE 2K15, was jedoch auch bedeutet, dass alle Änderungen der Current Gen-Fassung nicht enthalten sind. Intros, Pyros und Promos sucht man also vergebens.

Die Creation-Modi haben sich im Vergleich zum letzten Jahr auch nicht verändert. Wieder kann man Superstars, Move-Sets, Einzüge, Arenen, Championships und Logos erstellen. Dazu gibt es die Möglichkeit ausgewählten Superstars neue Attires zu erstellen (Superstar Heads) und die Kleidung aller Superstars umzufärben (Superstar Threads/Zubehör).

An den Optionen hat sich hier nichts verändert. Die Modi fallen genauso umfangreich aus wie in WWE 2K16. Das ist einerseits positiv zu betrachten, da die gebotenen Modi mit vielen Einstellungsmöglichkeiten daherkommen, jedoch hat man sich wieder eine große Frechheit erlaubt: Die Superstar Heads sind teils dieselben wie in WWE 2K14. John Cena bspw., der schon in WWE 2K15 auf den Last Gen-Konsolen ein neues Model erhalten hat, hat in diesem Modus weiter das Model aus WWE 2K14, welches im Vergleich zum eigentlichen Model einfach nicht mehr gut aussieht.

Kurzfazit zum Umfang: Das Fehlen von 2K Showcase und MyCareer schadet dem Spiel enorm. Es bietet weniger als der Vorgänger und stellt, vom Umfang her, einen Rückschritt dar. Die zusätzlichen Matchtypen, die es in der Current Gen-Fassung nicht gibt, machen durchaus Spaß, jedoch fehlt es dem Spiel an Langzeitmotivation. Das Freischalten der Wrestler sorgt für eine gewisse Motivation, wird jedoch durch die Ziele gedrückt, die doch recht utopisch ausfallen.

Gameplay 

Das Gameplay ist das selbe wie die letzten Jahre, jedoch wird wieder mit authentischem Gameplay geworben, weswegen ich mich dem etwas detaillierter widmen werde.
Vorab ist zu sagen, dass das Gameplay weiterhin viel Spaß macht. Es ist schnell, arcade-lastig und grenzt sich damit von der Current Gen-Fassung ab, die eher in Richtung Simulation geht, aber nach vier Jahren ohne Änderung fühlt sich das Gameplay doch recht abgenutzt an.

Nun, kommen wir wieder zum Thema „authentisch“, denn, soviel kann ich vorwegnehmen, sonderlich authentisch wirkt das Gameplay des Spiels nicht. So fällt zum Beispiel auf, dass ein Wrestler erst nach starker Bearbeitung eine Ermüdung zeigt. Reiner Move-Spam ist weiter möglich und wirkt sich nicht auf die Erschöpfung des gespielten Wrestlers aus, was gerade online schnell frustrieren kann. Auch das Grappling-System ist weiter ziemlich unrealistisch. Ich für meinen Teil habe noch nie gesehen, wie Wrestler A Wrestler B in einem Wrist Lock hält um ihm dann einen Suplex zu verpassen. Direkte Grapples sind weiter nur beim erschöpften Zustand des Gegners möglich. Insgesamt lässt sich sagen, dass das Gameplay zu schnell und arcade-lastig wirkt um ein authentisches Spielerlebnis zu bieten.

Kurzfazit zum Gameplay: Hier hat sich nichts geändert und sonderlich authentisch, wie es die Packung verspricht, ist es auch nicht. Ein neues und authentisches Gameplay sollten Käufer also nicht erwarten.

Technik

Die Grafik des Spiels ist ein zweischneidiges Schwert. Models wie das von Goldberg, Shinsuke Nakamura oder auch Nia Jax sehen sehr gut aus, jedoch trüben viele kleine Macken das positive Gesamtbild etwas. Da wäre z.B. das Kantenflimmern an Ringpfosten mit Logos oder auch an den Kommentatorenpulten, was besonders in der WrestleMania 32 Arena deutlich wird. Die Zuschauer sehen weiter aus wie Zombies und bewegen sich teils ziemlich unnatürlich. Diese Fehler sind recht klein, fallen jedoch negativ auf.

Hier ein Video des YouTube-Kanals "Candyland", welches die Grafikunterschiede der Current Gen- und Last Gen-Version aufzeigt:

Die Präsentation ist durch die fehlenden Intros und Pyros zwar nicht so gut wie die der Current Gen-Fassung, jedoch wissen die vorhandenen Elemente zu überzeugen. Die Entrances sehen alle ziemlich gut aus und bauen eine gewisse Atmosphäre auf.

Im Match ist die Soundkulisse passend. Die Kommentatoren müssen auf PS3/Xbox 360 leider auf ihren Kollegen JBL verzichten. Jerry Lawler und Michael Cole sprechen, wie sonst auch, über die Geschichte der einzelnen Superstars und die Aktionen im Match. Diese Phrasen wiederholen sich leider recht schnell, aber das ist nur ein kleiner Kritikpunkt.

Kurzfazit zur Technik: Zeitgemäß ist die Optik des Spiels nicht, aber von besonders schlechter Grafik kann man in diesem Fall auch nicht sprechen. Kleine Fehler belasten jedoch den positiven Gesamteindruck. Die Präsentation und die Soundkulisse sind durchaus stimmig.

Ist WWE 2K17 auf PS3 und Xbox 360 ein schlechtes Spiel? Nein. Lohnt sich ein Kauf? Nein. WWE 2K17 ist ein umfangsärmeres WWE 2K16 und damit für alle Besitzer des Vorgängers nicht zu empfehlen. Man merkt dem Spiel durch und durch an, dass 2K diese Version nur wegen der guten Verkaufszahlen wieder auf den Markt wirft. Sie wissen, dass die Käuferschaft dieser Version nicht mehr erwartet und sich damit zufrieden gibt. Genau da liegt das Problem. Potenzielle Käufer sollten sich fragen, ob sie wirklich 50 Euro für ein Spiel ausgeben möchte, was faktisch weniger bietet als der Vorgänger. Auch die neuen Superstars und Moves sind keine Rechtfertigung für den Preis.
Gameplay
6
Präsentation
5
Umfang
4
5.0
  • stimmiger Soundtrack
  • Matcharten wie I Quit und Special Referee enthalten
  • starkes Roster
  • umfangreiche Creation Suite
  • viele Models sehen gut aus
  • gute Entrances
  • spaßiges Arcade-Gameplay
  • geringer Umfang
  • Freischalt-System auf Dauer anstrengend
  • unveränderter Universe Mode
  • unveränderte Models bei den Superstar Heads
  • keinerlei Änderung beim Gameplay
  • versprochene Authentizität nicht gegeben
  • kleinere Fehler bei der Grafik (Kantenflimmern usw.)
  • Kommentar wiederholt sich schnell
  • Preis zu hoch angesetzt
16. Oktober 2016 - 11:34 Uhr | Benny E-Mail