In Your House - Die Retro Kolumne:WWF No Mercy - Best Wrestling Game Ever!?

geschrieben von Penker

Ein kleines Jubiläum steht an: Die 10. Ausgabe der Retro-Kolumne.
Dafür, dass ich anfangs gar keine Kolumne geplant hatte, bin ich doch überrascht, dass ich jetzt schon zum zehnten Mal für euch über meine Erfahrungen und Erinnerungen mit alten Wrestling-Games berichte.
Für diese „spezielle“ Ausgabe habe ich mir natürlich mein „Lieblings-Wrestling-Game-Of-All-Times“ aufgehoben… „WWF No Mercy“ für das N64.

Ich kann mich noch an meinen ersten Kontakt mit diesem Spiel erinnern:
Ein Freund hatte es sich damals besorgt und als ich dann bei ihm zu Besuch war meinte er, dass ich es unbedingt zocken muss. Zwar weiß ich nicht mehr zu 100% welches Match mein erstes war (auf jeden Fall habe ich die Hardy Boyz genommen), aber ich weiß noch, dass es mich von der ersten Sekunde weggeblasen hat.
Allein dieses Intro bevor das eigentliche Spiel überhaupt anfängt. Ob es nun dieses Intro bei „WCW/nWo Revenge“ mit Sting und dem Laster oder die „No Mercy“ Variante war…ein Detail, das ich bei den heutigen Games immer vermisse.

Fun Fact - Hat man die entsprechenden Outfits der Wrestler verändert, dann hatten sie auch im Intro Video das veränderte Aussehen.

Am meisten beeindruckt hat mich der Storymodus. Ich habe weder davor noch danach jemals einen so motivierenden Titel-Pfad erlebt.
Für mich ein riesen Pluspunkt bis heute: Man kann jede Story mit jedem Wrestler erleben.
Bei den SvR Spielen hat es mich gestört, dass es bei den späteren Ausgaben immer nur eine handvoll Storys gab, die man nur mit einem vorgegebenen Wrestler spielen konnte. Oder noch schlimmer: Der Storymodus ist auf einem selbsterstellten Kämpfer begrenzt.


Alle sieben Titel haben ihre eigenen Storys.

Das Problem gab es bei „No Mercy“ nicht. Ihr wollt zum Beispiel mit Kane um die Women’s Championship kämpfen und im Swimsuit Contest gegen Mae Young antreten? Alles ist möglich. Es gibt praktisch keine Grenzen.
Bildlich dargestellt wird der Modus durch eine Art Story-Pyramide. Je nachdem ob ihr gewinnt oder verliert, nimmt die Story einen anderen Weg. Und man muss dazu sagen, dass jeder Titel (World Heavyweight-, Intercontiental-, European-, Hardcore-. Lightheavyweight-, World Tag Team-, und Womens Title) seine eigenen Storys mit verschiedenen Enden hat. Ich habe damals Wochen gebraucht, um jeden Titel auf 100% zu bekommen.
Die Storys werden durch In-Ring Promos (zum Beispiel Mr. McMahon kündigt ein No.1 Contender Turnier an) sowie Backstage Szenen (zum Beispiel lockt euch die APA in die Bar um euch hinterrücks zu verprügeln) erzählt. Dabei habt ihr auch immer wieder mal die Wahl, was ihr in bestimmten Situationen sagen wollt.   

Fun Fact - Big Show war ursprünglich im Game enthalten, wurde aber aufgrund einer Disziplinar-Sache kurz vor Release entfernt. 

Sehr beeindruckend war für mich auch, dass es bei „No Mercy“ nicht nur den Ring Bereich, sondern noch fünf weitere Bereiche gab.
Wenn man vor dem Match „Count Out“ auf „Hardcore“ stellt, kann man sich Schlachten durch den gesamten Backstage Bereich liefern. Das umfasst den Boiler Room, die Umkleide, die Parking Lot, den Backstage Flur sowie die Bar. Alle Räume sind problemlos zu erreichen. Ein normaler Whip In gegen den Kontrahenten in Richtung der Stage sowie den entsprechenden Türen genügt.


Die Bar ist eine der fünf Backstage Bereiche.

Diese Möglichkeiten fließen auch in den Storymodus ein, wo ihr euren Hardcore Titel dann zum Beispiel  in der Umkleide verteidigen müsst, weil euch jemand angreift. Zudem stehen euch viele Waffen zur Verfügung. Vom Feuerlöscher über den Barbed Wire Bat bis hin zu einer überdimensionalen Ausgabe von The Rock’s Biografie. 

Im Shop könnt ihr zudem mit einer Ingame Währung (diese erhaltet ihr im Storymodus) weitere Wrestler, Moves, Outfits und Waffen freischalten.
Sind euch die Wrestler zu teuer habt ihr noch eine andere Möglichkeit. Als ganz besonderen Modus gibt es nämlich ein Royal Rumble mit 102 Teilnehmern. Während dieses Matches tauchen immer wieder mal Leute wie Andre The Giant, Ken Shamrock oder Shawn Michaels auf. Schafft ihr es sie über das oberste Seil nach draußen zu befördern habt ihr sie automatisch freigeschaltet und spart euch das Geld im Shop. Zudem bekommt ihr auch noch Ingame Dollar je nachdem wie gut ihr im Match abgeschnitten habt. 


Warum Godfather's Ho satte 500,000 kostet wird für immer ein Rätsel bleiben.

Auch der Create-A-Wrestler-Modus macht eine Menge Spaß. Es stehen unzählige Shirts, Pants, Hosen, Boots usw. in verschiedenen Farbkombinationen zur Auswahl. Zudem habt ihr eine breite Palette an Moves wodurch ihr euren eigenen Wrestler so individuell wie möglich darstellen sowie auch problemlos Move-Sets echter Athleten nachbauen könnt.


Mit Kane am Swimsuit Contest teilnehmen...kein Problem.

Vom Gameplay bin ich auch heute noch sehr angetan, da die Steuerung einfach sehr präzise ist, man sie einfach lernen kann und sie trotzdem genug Tiefe bietet. Man hat eigentlich immer das Gefühl, dass man alles zu 100% unter Kontrolle hat, da es so gut von der Hand geht. Wer ein bisschen experimentierfreudig ist wird schnell herausfinden, dass man auch mehr machen kann als es zunächst den Anschein hat (zum Beispiel eine Swanton Bomb von der Leiter durch das Kommentatorenpult).


Es gibt auch die Möglichkeit als Guest Referee zu spielen.

Fun Fact - Mein längstes Match ging über eine Stunde (der Counter springt dann von 59:59 auf 00:00) und war ein One on One Hardcore Title Match mit meinem selbsterstellten Wrestler „Steve Slater“, in welchem ich mich durch alle Backstage Bereiche geprügelt habe. Ich glaube, dass Kane mein Gegner war.

Natürlich war bei „No Mercy“ auch nicht alles Gold was glänzt. Man erinnere sich nur an den Bug, der einem den Spielstand zerschießt. Oder dass das Potenzial bei den Entrances aufgrund der fehlenden Kapazität der Cartridge nicht ausgeschöpft werden konnte.
Somit gab es halt keine echten Videos sondern quasi nur GIF’s und man sah auch nicht  wie die Wrestler den kompletten Weg bis zum Ring gehen (anders als beispielsweise bei „WCW/nWo Revenge“).
Auf YouTube findet man aber Videos kompletter Entrances (zb. Kurt Angle) die es aus Platzgründen nicht ins fertige Spiel geschafft haben.
Wäre „No Mercy“ auf Disc erschienen hätte man den nötigen Platz für Videos, komplette Themes sowie Entrances gehabt. Das bleibt halt für mich persönlich der kleine Wehrmutstropfen…sonst wäre „No Mercy“ vielleicht perfekt geworden.

Mit „WWF Backlash“ wurde damals auch schon an einem Nachfolger zu „No Mercy“ gearbeitet.
Leider wurde die Entwicklung (etwa bei 33%) eingestellt. Bis heute trauere ich diesem Game, von dem es nicht einmal einen Screenshot gibt, hinterher.
Dafür ist die Modding Szene immer noch relativ aktiv und wer „No Mercy“ auf dem Emulator spielt, kann sich auch heute noch etliche Mods ziehen um das Spiel frisch zu halten. 

Und bevor ich diese Ausgabe beende muss ich noch eine Sache ansprechen:
Storymodus - The Rock - Cagematch. Für mich bis heute das schwerste Match aller Zeiten. Ich kann Rocky auch einfach zehnmal den Stunner verpassen und er schafft es trotzdem wieder rechtzeitig aufzustehen, bevor ich aus dem Käfig geklettert bin. Ein Rock Bottom später und Rocky springt wie ein junger Gott über den Käfigrand und ich habe 30 Minuten meines Lebens in den Sand gesetzt oder habe zumindest die Erkenntnis gewonnen, dass ich seiner nicht würdig bin.
Ich glaube, dass jeder der damals „No Mercy“ gespielt hat weiß was ich meine.

Fazit: Für mich persönlich ist „WWF No Mercy“ sowohl subjektiv als auch objektiv gesehen das beste Wrestling-Game aller Zeiten. Ich zocke es heutzutage immer noch, da gerade der Storymodus einen sehr hohen Wiederspielwert bietet. Die Steuerung ist (im Gegensatz zu vielen anderen Spielen von früher) immer noch extrem präzise und auf den Punkt gebracht. „WWF No Mercy“ kann ich uneingeschränkt jedem empfehlen, der Lust auf Retro-Wrestling hat.

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25. März 2019 - 22:07 Uhr | Benny E-Mail