RetroMania Wrestling:Eine Reise in die Vergangenheit - unser Review

Die RetroSoft Studios haben mit RetroMania Wrestling am 26.02.2021 einen etwas anderen Wrestling-Titel auf den Markt geworfen. Das Spiel hat sich zum Ziel gesetzt - wie der Name schon sagt - vor allem Retro-Fans anzusprechen und tut dies vor allem über die grafische Darstellung und das simple Gameplay. Es ist nicht umsonst der offizielle Nachfolger zum Klassiker WrestleFest. Im 16 Wrestler starken Roster finden sich aber nicht nur Altstars wie die Road Warriors, sondern durchaus auch aktuell noch aktive Stars wie John Morrison (im Spiel Johnny Retro), Jeff Cobb, Bryan Myers (fka Curt Hawkins) und Matt Cardona (fka Zack Ryder). Der Release via Steam erfolgte wie bereits geschrieben im Februar, seit dem 23.03.2021 ist es auch für die Xbox One Konsolen erhältlich und natürlich auch auf den neuen Xbox Series S und Series X spielbar. Man plant den Release der Nintendo Switch Version derzeit für den 30.03.2021 und ist bei der PlayStation 4 Version auch einem baldigen Release nahe, kann hier aber noch keinen genauen Termin nennen.

Umfang

Das Hauptmenü des Spiels ist schnell geladen und hält folgende Spielmodi für uns bereit: Story, 10 Pounds of Gold, Retro Rumble und Versus. Story ist - wie der Name schon sagt - der Storymodus des Spiels. Ihr schlüpft hier in die Rolle von Johnny Retro, der in seiner Karriere bis dato noch nicht die NWA World Heavyweight Championship gewinnen konnte und sich dies nun zum Ziel gesetzt hat. Um Ringrost abzulegen, beginnt der Storymodus im Trainingscenter von Stevie Richards, der Johnny dabei helfen möchte, die Karriere wieder in Schwung zu bringen. Mehr dazu später. Im 10 Pounds of Gold Modus geht ihr ohne Storyhintergrund auf die Jagd nach dem NWA World Heavyweight Titel. Ihr könnt euch einen Star aus dem Roster frei wählen und dann Kämpfe absolvieren bis ihr auf Nick Aldis trefft, dem ihr dann den Titel abnehmen könnt. Der Retro Rumble ist der klassische Royal Rumble Modus, im Versus Modus könnt ihr diverse Matcharten gegen die KI oder gegen Freunde absolvieren. Einen Create-a-Wrestler sowie einen Online-Modus sucht man bis dato vergeblich.

Gameplay

Das Gameplay von RetroMania Wrestling ist relativ simpel gehalten, wir empfanden es aber trotz Tutorials im Laufe der Story als nicht zu 100% zugänglich und intuitiv. Jeder Wrestler des Spiels hat eine Gesundheitsanzeige, die es natürlich für den Gegner zu leeren gilt. Auf dem Pad sind die Buttons dafür mit leichten, mittleren und schweren Attacken belegt, mit welchen ihr erstmal tatsächlich nur Schläge und Tritte verteilt. Das Spiel hat - untypisch für ein Wrestling-Spiel - keinen gesonderten Button für Grapples, diese werden automatisch ausgelöst, wenn ihr auf euren Gegner zugeht. Im Grapple an sich kommt es dann aufs Timing an, ob ihr es für euch entscheidet und ob ihr dann einen Move durchbringen könnt. Drückt ihr im richtigen Moment eine Taste, entscheidet ihr das Grapple für euch. Gelingt es dem Gegner in der gleichen Zeit zu drücken, geht es ans Buttonsmashing um den Sieger des Grapples. Danach kann der Sieger des Grapples dann einen Move ausführen. Bei den Moves verhält es sich wie bei den Schlägen. Es gibt leichte, mittlere und schwere Moves. Hier gilt es nun zu beachten, wie viel Momentum euer Charakter bereits aufgebaut hat. Unter eurer Gesundheitsanzeige befindet sich die Momentum-Anzeige, die in drei Bereiche eingeteilt ist: wenig Momentum, mittleres Momentum, hohes Momentum. Habt ihr nur wenig Momentum, könnt ihr nur leichte Moves zeigen, bei mittlerem Momentum mittlere Moves, bei hohem Momentum schwere Moves. Ihr solltet da also immer einen Blick drauf haben. Wenn eure Momentum-Leiste so voll ist, dass sie blinkt, könnt ihr zudem euren Finisher zeigen und damit das Match höchstwahrscheinlich für euch entscheiden, sofern die Gesundheitsanzeige eures Gegners nahezu leer ist.

Das Fehlen einer echten Grapple-Taste ist für ein Wrestling-Spiel schon arg befremdlich und das Auslösen der Grapples wirkt teils echt willkürlich - genauso wie das Timing, ob man es nun direkt für sich entscheidet oder ob der Gegner den Vorteil erhält. Dies wird zwar optisch mit einem grünen Rand um euren Wrestler bestätigt, aber wann man da nun wirklich wie drücken muss, wurde uns in der Testsession nicht ganz klar. Genauso bekommt man im Tutorial nicht wirklich erklärt, wie man Moves des Gegners kontert und wie man genau seinen Finisher durchzieht. Vielleicht haben wir da aber auch nur etwas überlesen, wir sind ja schließlich auch nur Menschen und keine Maschinen. Es gibt auch keine Hinweise, welchen Finisher welcher Wrestler überhaupt hat. Google schafft da zwar Abhilfe, wieso man da jedoch im Spiel so gar keine Hinweise kriegt, ist schon fragwürdig. So wirkt das Spiel im Ring letztlich ein wenig konfus und nur selten kontrolliert. Vor allem in Matches mit mehr als 2 Wrestlern ist die Kollisionsabfrage verbesserungswürdig. Gut, es ist im Retro-Stil und Arcade-lastig, aber wir haben uns hier doch mehr erhofft.

Versus

Auch wenn dieser Modus im Menü nicht ganz oben steht, gehen wir zuerst einmal auf den Versus Modus ein. Im Versus Modus habt ihr zuerst einmal die Wahl, welche Anzahl an Wrestlern welche Matchart spielen soll. Es gibt die klassischen Single Matches, Triple Threat Matches, Fatal 4-Way Matches, Tag Team Matches, 6-Man Tag Team Matches und 8-Man Tag Team Matches. Wählt ihr eine der Matchformen aus, könnt ihr die Regeln dazu noch bestimmen. Man kann beispielsweise aussuchen, ob das Match ein Zeitlimit haben soll oder nicht, ob das Match im Steel Cage stattfinden soll, ob es Falls Count Anywhere Regeln haben soll, ob es Count-Outs gibt und noch einiges mehr. Bei den Steel Cage Matches habt ihr  die Wahl zwischen zwei Käfigarten: der blaue Stahlkäfig oder der aus dem heutigen Wrestling eher bekannte Maschendrahtkäfig. Den Käfig könnt ihr übrigens sogar bei 8-Man Tag Matches nutzen, dann wird das Match natürlich standardmäßig zu einem Tornado Tag mit allen Wrestlern im Ring. Obwohl das Spiel scheinbar 8 Superstars gleichzeitig im Ring darstellen kann, sind Matches mit mehr als 4 Leuten nur als Tag Match möglich. Ihr könnt also beispielsweise keine 5, 6, 7 oder 8 Mann Matches unter Elimination Regeln machen. Nichtsdestotrotz hat man durch die Einstellungsmöglichkeiten natürlich schon einiges zum Austoben. Jede Matchart ist zudem als reines KI-Match einstellbar, sodass ihr einen Kampf auch nur anschauen könnt. Dafür gibt es auf der Xbox übrigens ein Achievement, wenn ihr euch 5 KI vs. KI Kämpfe anschaut.

Story

Im Storymodus des Spiels schlüpft ihr wie bereits erwähnt in die Rolle von Johnny Retro. Ihr beginnt unter der Fittiche von Stevie Richards, der euch für euer In-Ring-Comeback fit machen möchte und dafür sein Trainingsstudio zur Verfügung stellt. Anfangs erlernt ihr in einem Tutorial erstmal die grundsätzliche Steuerung des Spiels. Dieses Tutorial ist ziemlich kurz gehalten und unserer Meinung nach auch nicht tiefgreifend genug, denn es wird nirgends erklärt wie man z.B. seinen eigenen Finisher macht oder wie man Moves kontert. Danach hangelt man sich im Grunde von Match zu Match. Zwischen den Matches gibt es immer kleine Comic-Sequenzen, die mit Untertiteln die Geschichte von Johnny Retro erzählen. Ihr lernt im Storymodus auch die verschiedenen Matcharten kennen, die das Spiel beinhaltet. Gerade zu Beginn ist der Modus sehr Tag Team lastig - Teddy Long hätte seine helle Freude an den ersten Ansetzungen. In den Zwischensequenzen habt ihr hin und wieder die Möglichkeit, euch euren Partner für das kommende Match auszusuchen oder eure Gesinnung besser herauszustellen. Es gibt die typischen Antworten eines Faces, die immer sehr respektvoll herüber kommen, und die typisch arroganten Antworten eines Heels. Ob eure Gesinnung für den Verlauf der Story wirklich tiefgreifende Auswirkungen hat, konnten wir während unserer Testzeit nicht feststellen.

Man sollte hier mit dem Spiel auch nicht zu hart ins Gericht gehen. Es ist ein Budget-Titel, der klar auf Nostalgie ausgelegt ist. Da erwartet man nun keine filmreife Geschichte mit actionreichen Sequenzen, sondern bekommt eigentlich genau das geboten, was ein derartiges Spiel hergibt.

10 Pounds of Gold

Der 10 Pounds of Gold Modus ist quasi ein Arcade-Modus, wo ihr einfach zufällige Matches bestreitet, um gegen den NWA World Heavyweight Champion um dessen Titel anzutreten. Dabei spielt ihr nicht nur reine Single Matches, sondern auch mal Multi-Men-Matches oder Cage Matches. Ihr müsst allerdings zwingend gewinnen, um weiterzukommen. Das ist aber bei so einem Modus auch normal. Gewinnt ihr ein Match nicht, könnt ihr dieses auch sofort wiederholen und müsst nicht wieder von vorne beginnen. Das wird bei Multi-Men-Matches ohne Elimination Regeln sicherlich auch das eine oder andere Mal vorkommen, denn die sind schon ziemlich chaotisch und eher Glücksache. Sobald ihr den Titel gewonnen habt, ist der Modus übrigens noch nicht vorbei. Es folgen dann 5 weitere Matches, in denen ihr als NWA World Heavyweight Champion den Titel gegen Herausforderer verteidigen müsst. Selbst wenn ihr dort mal ein Match verliert, wird kein neuer Champion gekrönt, sondern ihr habt die Möglichkeit auf einen neuen Versuch. Erst danach seid ihr der Meister der 10 Pounds of Gold.

Retro Rumble

Beim Retro Rumble müssen wir denke ich niemandem erklären, um welche Matchart es sich hier handelt. Es ist das Äquivalent zu WWEs Royal Rumble. Alle 16 Stars des Rosters kommen nach und nach zum Ring, müssen sich gegenseitig eliminieren und am Ende haben wir einen Sieger. Im Vergleich zum großen Vorbild - dem Royal Rumble - sind die Eliminations hier jedoch nach Pinfall und nicht nach Werfen über das oberste Ringseil Auch hier könnt ihr vor dem Start noch die Regeln festlegen. Zuerst einmal könnt ihr einstellen, wie viele Wrestler am Retro Rumble teilnehmen können. Das Maximum ist derzeit auf 16 Wrestler gesetzt, mit etwaigem DLC-Content, der ja bereits angekündigt ist, gibt es hier ja ggf. auch noch Erhöhungen. Ihr könnt zudem auch bestimmen, wie viele Wrestler gleichzeitig im Ring sein sollen. Hier ist von 2-8 Wrestlern alles möglich. Genauso legt ihr auch fest, wie viele Stars zu Beginn des Matches im Ring sind. Hier wählt ihr ebenfalls zwischen 2 und 8 Stars aus. Spielt ihr mit Freunden zusammen, kann das Spiel bei der Option "Humans Enter First" die menschlichen Spieler vor der KI in den Ring kommen lassen. Dadurch fehlt natürlich etwas Überraschungsmoment. Wie jede Matchart ist auch der Retro Rumble als komplettes KI-Match einstellbar.

Grafik & Sound

Bei einem Spiel wie RetroMania Wrestling, das klar auf Nostalgie setzt, sind andere Dinge wichtig als eine perfekte 3D-Grafik. So setzt das Spiel auf liebevolle 8-Bit Gestaltung von Stars und Arenen. Alle Stars haben einen Wiedererkennwert und auch die Arenen wirken liebevoll designt. Kommentar wird sporadisch und nicht aufdringlich eingesetzt. Die Musik im Spiel kann einem schnell auf die Nerven gehen, aber dann stellt man sie eben aus und lässt nebenher andere Musik laufen. Wir haben hier nun auch keine Untermalung mit allerlei lizensierten Songs erwartet, sodass das nicht negativ in eine Wertung einfließen soll. Technische Probleme haben wir jedenfalls während unseres Testzeitpunkts keine gehabt und das Spiel läuft auf der Xbox Series X butterweich. Alles andere hätte uns aber auch wirklich stark überrascht.

Fazit

Wo ziehen wir bei RetroMania Wrestling nun unser Fazit? Nun, das Spiel hat durchaus seine spaßigen Momente. Es ist ein schöner Nostalgie-Trip in vergangene Zeiten. Es läuft technisch auch relativ sauber und kostet eben "nur" 25€ im Xbox Store und bei Steam. Doch ist es sein Geld wirklich wert? Wir haben da unsere leisen Zweifel. Man kann den Entwicklern nun wirklich nicht unterstellen, keine Liebe in das Spiel gesteckt zu haben. Die Charaktere sind für den Stil gut dargestellt und auch die Arenen bieten viel Abwechslung. Allerdings hat das Spiel ein sehr großes Problem: es fühlt sich einfach alles gleich an und ist im Ring einfach teils zu unkontrollierbares Chaos. Egal welchen Wrestler man spielt, die Spielbarkeit gleicht wie ein Ei dem anderen. Es gibt hier und da mal ein paar Signature-Moves der Wrestler, alles in allem unterscheiden sie sich allerdings viel zu wenig. Ein Zack Sabre Jr. sollte sich als technischer Wrestler einfach anders spielen als ein Tommy Dreamer. Das bietet RetroMania Wrestling in keinster Weise. Genauso sind die Einzüge extrem kurz und im Grunde auch alle gleich. Man lässt hier wirklich viel Potential liegen und mit nur 16 Wrestlern ist der Umfang auch nicht sonderlich hoch. Hier fehlt einfach ein Create-a-Superstar Feature, was doch gerade bei dem 8-Bit-Stil hervorragend möglich sein sollte. Wer weiß, vielleicht liefert man dies ja per DLC noch nach. Wir müssen so ehrlich sein, dass selbst 25€ für den Titel relativ viel sind. Der Umfang ist arg gering und wenn wir jetzt lesen, dass der erste DLC mit Mr. Hughes, James Storm und Chris Bey Geld kosten soll, lässt das nicht so viel Gutes für die Zukunft erhoffen, was freie Upgrades angeht. Gerade weil James Storm lt. offizieller News zum DLC sogar zum Launch-Roster gehören sollte und jetzt bezahlt werden muss. So ist RetroMania Wrestling wirklich nur ein Titel für die Die-Hard-Fans von Wrestling-Spielen, die wirklich alles in ihrer Sammlung haben müssen. Allen anderen würden wir empfehlen zu warten bis das Spiel in einem Sale zu einem deutlich günstigeren Preis erhältlich ist oder aber ggf. irgendwo mal eine Anspielsession starten bevor man es selbst direkt zum Vollpreis kauft. Eine Demo zum Spiel haben wir leider nicht finden können.

RetroMania Wrestling ist nur etwas für die Die-Hard-Nostalgiker, die jedes Wrestling-Spiel in ihrer Sammlung haben müssen.
Gameplay
3
Präsentation
5
Umfang
2
3.5
  • liebevolle Gestaltung von Stars und Arenen
  • simples Gameplay
  • Retrolook
  • sehr geringer Umfang
  • chaotische Matchführung
  • Preis-/Leistungsverhältnis trotz "nur" 25€ OVP nicht zufriedenstellend
  • keine Creation Suite
  • kein Onlinemodus
28. März 2021 - 15:56 Uhr | Daniel E-Mail